Gestern im Seminar meinte eine Teilnehmerin:

„Begeisternde Rhetorik. Und dazu Ihr Name Siegfried Lachmann. Das passt aber richtig gut zusammen.“

Danke für das Kompliment. Aber das war nicht immer so. Ich erinnere mich an meine Kindheit und Jugend, da passte mir mein Name überhaupt nicht. Schon alleine der Vorname. Siegfried. Als Teenager hatte ich einen drei Jahre älteren Freund, der war mein Idol. Weil er so cool war, in Elektronik fit und irgendwie über allem stand. Boah, so wollte ich auch sein. Da ich aber nicht er sein konnte, nahm ich zumindest seinen Namen an. Rainer. So hieß ich ab sofort. Und teilte das meiner Umwelt auch so mit. Auf meinen richtigen Namen Siegfried reagierte ich nicht mehr.

Lange hielt das nicht an. Irgendwann brach auch der Kontakt zu dem richtigen Rainer ab, und ich lebte wieder auf normalem Nennpegel. Akzeptierte auch wieder meinen Namen.

Woher kam das mit meinem Namen? Dieses nicht akzeptieren? Eventuell rührte das daher, dass sich viele Kinder drüber lustig machten. Da wurde ich nicht nur Lachmann sondern auch Flachmann, Krachmann, Sackmann und so weiter genannt. Kinder können schon grausam sein. Irgendwie kam von da die Macke.

Erst Jahre später lernte ich nach und nach meinen Namen anzunehmen. Weil er ja ein Teil von mir ist, mit dem ich groß geworden bin. Mein ganzes Ich gehört zu diesem Namen. Heute sehe ich dazu, genieße ab und wann ausgesprochene Komplimente für diesen schönen Namen. Im Umfeld meiner Frau erlebt sie es immer wieder, dass Teilnehmer ihr sagen, was für ein toller und schöner Name das ist.

In Vorstellungsrunden kann ich seit vielen Jahren meinen Namen genussvoll aussprechen. Im Gegensatz zu früher genieße ich es, diesen Namen zu haben.

Was will ich damit sagen? Stehen auch Sie zu ihrem Namen. Er ist Teil Ihrer Identität. Es fällt mir oft auf, dass in Vorstellungsrunden Namen eher leise gesprochen werden, Personen dabei rot werden oder peinliches Lachen folgt. Das muss nicht sein. Stellen Sie sich mit kraftvoller stimme den anderen Menschen vor. Und stehen Sie zu ihrem Namen. Sie sind die Marke, die dahinter steht.

Vielleicht ist es bei manchem auch die fehlende Selbstannahme. Bedeutet, mehr Ja zu sich zu sagen. Mir hat das in jungen Jahren sehr geholfen. Ich durfte mit einigen Studenten im Twen-Alter zusammen sein. Unter anderem war das Thema „Selbstannahme“ Gegenstand einer Wochenendfreizeit. Mir half das damals sehr, als junger Mensch zu mir Ja zu sagen. Mich so anzunehmen, wie ich bin. Aus dieser Position konnte dann Veränderung stattfinden. Das dauerte zwar in mancherlei Hinsicht – teilweise bis heute – doch der Startschuss war gegeben. Bis heute denke ich an diese zwei Tage beeindruckend zurück.

Ihr Name ist ein schöner Name – und steht für sie als Mensch.