Tipp 5: Bring’s auf den Punkt
„Oh je, Kollege XY ist wieder dran mit einer Rede!“
„Du weißt, das heute Frau C. wieder eine Präsentation hält?“
Manche Menschen führen einen ganz bestimmten Duft mit sich, wenn es um Vorträge oder Präsentationen geht. Hier meine ich jetzt den Duft von „Nicht zum Ende kommen“.
Ich saß kürzlich in einem Gottesdienst und lauschte den Ausführungen des Pfarrers. Bereits nach 20 Minuten bemerkte ich, dass es anderen wohl auch so ging wie mir. Irgendwie fehlte dem Gottesmann der Drive. Der versteckte Blick auf die Armbanduhr oder auf das stumm geschaltete Handy nahm zu.
Und er fand und fand kein Ende. Nach 40 Minuten kam langsam Bewegung in die mittlerweile unkonzentrierte Gemeinde. Die wenigsten hörten aufmerksam zu. Ich musste schmunzeln. Nicht nur wegen der leidenden Gemeinde. Auch hatte Herr Pfarrer bereits vier Mal den Ansatz und einem abschließenden Amen gesetzt. Doch er kam aus der nach unten führenden Betonungsphase jedes Mal wieder heraus. Ich spürte das Aufatmen bei den Gemeindegliedern – und dann auch den enttäuschenden Gesichtsausdruck, als er weitere Worte fand.
Ein Gespür für Menschen haben. Durch Blickkontakt entdecken und dabei bleiben, welche Reaktionen im Publikum hervorgerufen werden. Da lobe ich mir meinen damaligen Pfarrer, der mir mit acht Jahren schon ein unvergessenes rhetorisches Vorbild war. Er hatte den Satz von Luther nicht nur gehrt sondern sehr wohl gelebt: „Du darfst über alles sprechen – nur nicht über 30 Minuten!“
Achten Sie selbst darauf, Ihr Publikum mit Ihrer Botschaft nicht zu langweilen oder gar zornig zu machen. Wählen Sie einfache und kurze Sätze, zum Beispiel arbeiten Sie nach dem Motto „Hauptsatz – Hauptsatz – Hauptsatz.“ Fügen Sie Pausen ein. Und beschränken Sie sich auf das Wesentliche Ihres Themas. Den eine n oder anderen Abschweifer wird Ihnen Ihr Publikum verzeihen. Vielleicht hilft auch noch folgender Grundsatz: So lang wie nötig, doch so kurz wie möglich.