Heute schreibt mich eine Klientin an, die vor kurzem auf meinem Rhetorik-Seminar war:
„Die Qualität meiner Worte war ja nicht prickelnd (Sch…. hört man bei mir ja leider öfters…). Wie kann ich diese in Kürze enorm verbessern?
Ich weiß noch, wie ich selber früher meinte, bestimmte Sachverhalte mit Kraftausdrücken wie Sch… bekräftigen zu müssen. Immer dann, wenn ich wieder einen solchen „unterirdischen Ausdruck“ verwendet hatte, tat es mir im nächsten Moment wieder leid. „Musste das sein?“ fragte ich mich dann.
Wie ist es also möglich, die Wahl dieser Worte zu vermeiden?
Bewusst machen
Ich wiederhole es in den Seminaren immer wieder. Beginnen Sie recht schnell, ein Gefühl dafür zu bekommen, was in jedem Moment auf der Bühne oder in Gesprächen abläuft. Egal wo Sie sich befinden. Ob in einer Redesituation, bei einer Präsentation, in einer Besprechung oder einem Gespräch mit einer anderen Person. Fahren Sie ihre Antennen aus und erkennen, was sie tun und reden.
Was läuft da gerade? Inwieweit haben Sie die Situation im Griff? Haben sich selbst im Griff? Und damit auch Ihr Reden.
Reden
Reden Sie bedacht. Und nach Möglichkeit langsam.
Arbeiten Sie mit Pausen. Bauen Sie diese bewusst ein.
Der Effekt der Geschwindigkeitsreduzierung ist, dass Sie souveräner beim Publikum ankommen. Sie wirken selbstsicherer.
Sprechdenken
Auch das ist ein Prozess, den Sie gut beherrschen sollten. Sprechdenken funktioniert umso besser, je langsamer Sie sprechen. Sprechdenken bedeutet: Sie sagen etwas, dabei bereiten Sie im Geiste schon die nächste Aussage vor. Wir machen das jeden Tag. In vielen Situationen. Für die Rede muss das trainiert werden. Denn da vorne auf der Bühne kann das passieren, was Mark Twain schon wusste:
„Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“
Input
Mit welchen Medien umgeben Sie sich? Welche Informationen dürfen in Ihre Gehirnwindungen? Was lesen Sie? Mit welchen Menschen haben Sie Kontakt? Die oben zitierte Klientin hat während dem Seminar übrigens festgestellt, was das Unternehmen, wo sie momentan arbeitet, mit ihr gemacht hat. Schnelles sprechen, immer schnell handeln, falsche Wortwahl … Heute beim Anschauen der Übungs-Videos aus dem Seminar kam das und vieles andere wieder hoch.
Beenden oder schränken Sie Kontakte mit Menschen ein, die viel mit „unterirdischen Begriffen“ arbeiten.
Sie können grundsätzlich davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber – ob Chef, Mitarbeiter, Zuhörer etc. – Sie, mit dem was Sie sagen, in eine bestimmte Schublade steckt. Unbewusst. Aber es passiert.
Übrigens: Sie machen das als Zuhörer auch so! Sie schätzen Redner aufgrund ihrer Kleidung, ihres Auftretens und wie sie reden relativ schnell zu Beginn ein.
Vergessen Sie Kraftausdrücke. Sie brauchen eine solche Sprache nicht! Tragen Sie vielmehr zur Reinhaltung unserer Sprache bei. Die Menschen werden es Ihnen danken.
Mit rhetorischen Grüßen
Ihr Siegfried Lachmann